05 Sep 2017
15+1 unnötige Anglizismen, die in der deutschen Sprache verwendet werden
Ich mag Englisch sehr. Tatsächlich arbeite ich ja im Bereich Sprachtraining und Englisch ist die Hauptsprache, die in unserem Institut unterrichtet wird. Die Vorteile von Englisch sind bekannt: es ist praktisch, die Grammatik ist einfach und es ist die Verständigungssprache für Millionen Menschen rund um den Globus. Doch in den letzten Jahren und mit dem Aufkommen der sozialen Medien beobachte ich ein enormes Überhandnehmen englischer Wörter in der deutschen Sprache – und wahrscheinlich passiert dies auch in anderen Sprachen.
Ich bin kein Sprachenpurist und akzeptiere die Realität, dass eine Sprache von einer anderen Begriffe borgen kann, im Besonderen, wenn es keine präzise Übersetzung für das Original gibt. Tatsächlich wissen wir, dass im Deutschen 3,7% der Fremdwörter aus dem Englischen und genauso viele Prozent aus dem Französischen stammen.
Ich bin lediglich gegen Extreme beim Borgen von Fremdwörtern. Zum Beispiel:
„Eben bekomme ich von Customer Care der Deutschen Telekom AG die Message, daß ich jetzt meine Rechnung Online bekomme. Ich kann sie dann downloaden und auf meine Hard Disc storen. Nachdem ich sie auf meinem Laser-Jet geprintet habe, kann ich sie dann dort wieder deleten, damit sie mir nicht zuviel Space wegnimmt. Für künftigen Access habe ich mir sicherheitshalber die URL der WebSite gebookmarkt. Bei Unklarheiten darf ich die Hotline contacten.“
Leseprobe aus dem Alltag von Johannes Michalowsky
Obwohl die englischen Wörter wunderbar in Deutsch konjugiert wurden, bin ich sicher, dass es für fast alle deutsche Synonyme gibt, um solch einen „Sprachsalat“ zu vermeiden.
Sogar die Franzosen, die für ihren heroischen aber verlorenen Kampf bekannt sind, keine Fremdwörter sondern nur Französisch zu verwenden, bedienen sich inzwischen verbaler Verzerrungen wie „le must“ und „luncher“ für „Muss“ und „lunchen“. Und wie steht es mit „le shampooing“, „le lifting“ und „le fooding“ (Essen im Restaurant) – nicht zu verwechseln mit „le footing“ (joggen)? Sie haben auch lustige Kreationen erfunden wie „le baby-foot“ (Tischfußball), talkie-walkie (Handfunkgerät – „walkie-talkie“ auf Englisch) und „le recordman“ (Rekordhalter).
Heutzutage verwenden die jungen und trendigen Menschen mehr und mehr Englisch, wenn sie auf Deutsch kommunizieren, um ihr Wissen, ihre Modernität, Glanz, Internationalität und Globalisierung zum Ausdruck zu bringen. Aber sind sie mehr globalisierte und bessere Mitglieder einer Gemeinschaft, wenn sie Anglizismen für eine deutschsprachige Zuhörerschaft verwenden?
Mein eigener Sprachsalat
In modernen Zeiten findet ein High Potential Dinge cool und geht mit seinem trendigen T-Shirt zum Fitnesscenter und schnappt sich vorher auf dem Weg noch einen Coffee-to-Go. Manchmal wird sein Training gecancellt, aber das kann jederzeit gerade dann passieren, wenn er zu einem Kick-Off-Meeting geht, weil er gerade ein Startup gelauncht hat. Wenn er dann schließlich beim Get-together ankommt, braucht er eine Pause, in der er sein Handy nehmen und eine SMS an sein Customer Relationship Management schicken kann, damit der Elevator Pitch an die resoluten Business Angels geschickt wird. Am Abend chillt er während der Happy Hour in der Cocktail-Lounge der After-Work Party – außer es ist Lady´s Night. Wow! Dieser vielversprechende Entrepreneur kommt ganz schön herum!
Ja, wir alle verwenden Anglizismen mit einer falschen Bedeutung, wie z.B. „handy“ – was auf Englisch nicht Mobiltelefon, sondern praktisch oder griffbereit bedeutet.
Ich bin sicher, wir könnten alle eine Liste unnötiger Anglizismen zusammenstellen, die in der deutschen Sprache verwendet werden. Die Liste wäre endlos. Nichtsdestotrotz hier meine versprochenen 15+1:
- Slow Motion – Zeitlupe
- Special Effects – Spezialeffekte
- Visual Effects – Visuelle Effekte
- Story – Handlung
- Sound – Ton
- Original-Score – Filmmusik
- Song – Lied
- Movie Award – Filmpreis
- posten – schreiben
- downloaden – herunterladen
- Deadline – Einsendeschluss
- Mouse – Maus
- Keyboard – Tastatur
- Social Network – Soziales Netzwerk
- Meeting – Sitzung
Der eine zusätzliche Anglizismus auf unserer Liste
Unser früherer österreichischer Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sagte bald nach seinem Regierungsantritt: “Was wir brauchen ist mehr Leadership.“ Meine unmittelbare Reaktion war: „Warum verwendet er statt ‚Leadership‘ nicht einfach das Wort ‚Führung‘?“ An jene, die mich an die unangenehmen linguistischen und historischen Assoziationen erinnern, kann ich nur erwidern, dass der Krieg seit über 70 Jahren zu Ende ist.
Nein, was wir brauchen sind nicht mehr Anglizismen, sondern mehr Mut, deutsche Wörter zu verwenden, die es gibt und die passend sind.
Welche unnötigen Anglizismen in der deutschen Sprache fallen Ihnen ein?
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Über den Autor: Carlos Aleson ist der Leiter von i-diom, einem in Österreich ansässigen Institut, welches auf Sprach- und Kommunikationstraining spezialisiert ist.