04 Mai 2016
Das Geheimnis eine neue Sprache zu erlernen – und zwar pronto!

Eines Abends, am Ende einer längeren Unterrichtseinheit, nahm mich einer der Teilnehmer beiseite und fragte, ob ich ihm ein Geheimnis verraten könne, wie man am schnellsten Spanisch erlernt.

Ich beugte mich zu ihm und flüsterte – “Es gibt keines.”

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Die Enttäuschung stand ihm sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Mit geübtem professionellem Tonfall – immerhin wurde mir diese Frage schon oft während meiner langen und erfolgreichen Karriere als Spanischtrainer, gestellt – gab ich ihm einen Tipp:

Der Trick ist eine Kombination aus unterschiedlichen Methoden, welche auf die jeweiligen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessen des Schülers zugeschnitten sind. Desweiteren fügte ich noch hinzu, dass die Dauer bis zum Erreichen seines Ziels auch von ihm selbst, seiner Motivation und der Zeit, die er zum Lernen aufwendet, abhängig sei.

Noch bevor ich zu einem Vortrag über die Effektivität der unterschiedlichen Sprachlernmethoden ansetzen konnte, wurden wir von einem anderen Teilnehmer unterbrochen und eingeladen zusammen mit ihm und den anderen KursteilnehmerInnen den Abend in einem Lokal ausklingen zu lassen. Ganz meiner Trainernatur entsprechend nahm ich erfreut an, allerdings nur unter der Bedingung in das nächstgelegene mexikanische Restaurant zu gehen und dabei nur Spanisch zu sprechen.

Die Sprache zusammen mit meinen SchülerInnen in der Praxis anzuwenden ist meiner Meinung nach die beste Möglichkeit die Effizienz der eigenen Lehrmethoden zu überprüfen. Das Ernüchternde dabei ist jedoch, dass wenn meine TeilnehmerInnen erst einmal das eine oder andere Glas Tequila mehr intus haben sie davon überzeugt sind ihre Gespräche perfekt auf Spanisch zu führen, obwohl die Sätze teilweise keinen Sinn ergeben.

party-english(creative commons/fotolia)

Die Idee sich anzustrengen um eine neue Sprache zu erlernen kann auf viele Dinge im Leben angewandt werden Es ist vollkommen legitim sich die effektivsten und schnellsten Methoden herauszupicken, doch das bringt uns nur bis an einen bestimmten Punkt. Wie heißt es doch so schön: „Ohne Fleiß, kein Preis!“ – und das trifft auch hier zu.

Da wir gerade erst damit begonnen haben zu verstehen wie unser Gehirn arbeitet, wissen wir noch gar nicht richtig wie wir lernen und, in diesem Fall, wie wir eine Fremdsprache erlernen sollen. Sowohl beim Erlernen als auch beim Unterrichten von Sprachen konnte ich immer wieder diese vollkommen unvorhergesehenen „Heureka-Momente“ des Verstehens beobachten, und zwar ohne dabei einen zuordenbaren Zusammenhang mit einer bestimmten verwendeten Unterrichtsmethode zu entdecken.

Unsere Ururgroßeltern lernten noch tote Sprachen – Altgriechisch und Latein – indem sie die Grammatik lernten und Texte übersetzten.

Jüngere Generationen packte dann das Reisefieber und sie begannen lebende Fremdsprachen zu erlernen, indem sie diese praktisch im Gespräch anwendeten.

Weitere ambitionierte Versuche Fremdsprachen zu erlernen umfassten Auswendiglernen, Drillwiederholungen und visuelle Assoziationen. Etwas mehr abenteuerliche Techniken versuchten das Unterbewusstsein der Lernenden mit Musik zu konditionieren und unsere physischen Aktivitäten mit Wörtern zu verbinden.

In der Zwischenzeit sind noch weitere Lernmethoden zum bereits bestehenden Repertoire hinzugekommen, wie etwa Diktate, Rollenspiele, Spiele, Singen, aufgabenorientierte Aktivitäten und sogar Audiofiles unterm Kopfkissen (kein Scherz!)

language-and-life(creative commons/fotolia)

Das große Geheimnis eine Sprache zu erlernen, und zwar pronto?pronto?

Die methodenübergreifende Unterrichtsphilosophie für die wir beim Sprachinstitut i-diom, stehen unterscheidet sich dadurch, dass sie für eine Mixed Method (wir bezeichnen dies auch gerne als den M&M Zugang), also eine Mischmethode, steht. Meiner Erfahrung nach sollte keine einzelne Technik anderen Methoden gegenüber hervorgehoben werden, egal was ihnen Marketingspezialisten einreden wollen. Kluge TrainerInnen und SchülerInnen kombinieren verschiedene Techniken miteinander.

tools-englisch(creative commons)

Die folgende Weisheit kann sowohl auf das Alltagsleben als auch auf das Erlernen von Fremdsprachen angewandt werden: Es gibt kein Geheimnis, das harte Arbeit ersetzen kann.

Welche Erfahrungen haben Sie mit unterschiedlichen Sprachlernmethoden gemacht?

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Über den Autor: Carlos Aleson ist der Leiter von i-diom, einem in Österreich ansässigen Institut, welches auf Sprach- und Kommunikationstraining spezialisiert ist.

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